Grimme-Preis an
Claudia Tronnier (stellv. für die Redaktion)
Gabriela Sperl (stellv. für die Produktion)
Produktion: Sperl+Film, ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Erstausstrahlung: ARTE, Samstag, 11. Mai 2019, 23.10 Uhr
Sendelänge: 99 Min.
Inhalt
„The Love Europe Project“ ist ein Episodenfilm, der im Kontext der Europawahl 2019 produziert wurde. Zehn Filmemacher*innen erzählen in neun Kurzfilmen, was sie mit Europa verbinden. Sie beschreiben Wünsche, Ängste und Hoffnungen von Menschen in Europa, die aus verschiedenen geographischen, kulturellen und sozialen Zusammenhängen aufeinandertreffen. Der Film ist eine Reise durch drei Jahrzehnte europäischer Geschichte und führt nach Deutschland, in die ehemalige Tschechoslowakei, nach Kasachstan, England, Kroatien, Polen, Frankreich, Norwegen, Italien und Griechenland. Die rund zehnminütigen Episoden unterscheiden sich in ihrer künstlerischen Form und Thematik. Mit starken Bildern spiegeln sie auf vielfältige Weise alltägliche Begegnungen und Konflikte. Jenseits der aktuellen Tagespresse fokussieren sie dennoch die gegenwärtigen Herausforderungen Europas, samt dessen Stärken und Schwächen.
Stab
Redaktion: Claudia Tronnier (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), Alexandra Staib (ZDF), Lucas Schmidt (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), Olaf Grunert (ZDF/ARTE), Andreas Schreitmüller (ARTE)
Die Filme im Einzelnen
BABYLON
Buch: Sebastian Stern
Regie: Sebastian Stern
Kamera: Alexander Hasskerl
Schnitt: Sebastian Stern
Originalton: Neary Wach
Tongestaltung/Sounddesign: Johannes Kunz
Musik: Klaus Meine, Karel Richard Svoboda, Django Marschall, Peter Ilyich Tchaikovsky, Dominiuk Glöbl
Darstellung: Philipp Franck, Rosalie Malinská, Esther Kuhn, Stephan Zinner, Tristan Huber, Matthias Köckeis, Robert Franck
PART OF THE WORLD
Buch: Dimitrij Schaad, Alex Schaad
Regie: Alex Schaad
Kamera: Ahmed El-Nagar
Schnitt: Franziska Köppel
Ton: Frank Klement
Musik: Richard Ruzicka
Darstellung: Alexander Kovalev, Gustav Schmidt, Dimitrij Schaad, Katharina Schaad
PAIRED UP
Buch: Amelia Hashemi, Charlotte Regan
Regie: Charlotte Regan
Kamera: Franklin Dow
Schnitt: Phill Currie
Ton: Ben Adams
Musik: Angus Mcrae
Darstellung: Ruby Thompson, Spike Fearn, Tejal Rathore, Darcy Rafter, Harry Pinder, Matilda Reynolds, Alec Radosavljevic, Andrew Paul, Lisa Ray-Jacobs
LIKE A BIRD
Buch: Michaela Kezele
Regie: Michaela Kezele
Kamera: Morten Søborg
Schnitt: André Bendocchi-Alvez
Ton: Tiro Moreno
Musik: Gerd Baumann, Gregor Hübner, Theresa Zaremba
Darstellung: Zrinka Cvitešić, Leni Erceg, Slavko Štimac, Aleksandra Janković, Mina Mogorović
THE OLD MAN AND THE BUCKET
Buch: Tomasz Emil Rudzik
Regie: Tomasz Emil Rudzik
Kamera: Bogumił Godfrejów
Schnitt: Wojciech Słota
Ton: Studio Soundprove, Michał Wójcik, Wojtek Szuperski
Musik: Andrzej Strzemżalskii, Endy Yden
Darstellung: Marian Dziędziel, Wojciech Mecwaldowski, Patrycja Durska, Paweł Pawłowski, Nathalia Filimon, Alex Terczyński
FLEEING IN EUROPE
Buch: Aline Fischer
Regie: Aline Fischer
Kamera: Ania Winkler
Schnitt: Janina Herhoffer
Ton: Vincent Perret
Musik: Michael Heubach
Darstellung: Waël Noureddine, Manon Heugel, Marie Klock, Fleur Offwood
FUN FACTORY
Buch: Lisa Brooke Hansen, Even Hafnor
Regie: Lisa Brooke Hansen, Even Hafnor
Kamera: Øystein Mamen
Schnitt: Christian Siebenherz
Ton: Odin Eggen Brække
Musik: Thord Gummesson
Darstellung: Janne Heltberg, Tobias Santelmann, Farhia Mohamed, Shamsa Issa Abdi, Julija Salaseviciute, Natalie Price Hafslund
THE ENTRANCE
Buch: Laura Bispuri
Regie: Laura Bispuri
Kamera: Francesca Amitrano
Schnitt: Carlotta Cristiani
Ton: Daniela Bassani, Giancarlo Rutigliano
Darstellung: Patience Sare, Nunzia Schiano, Tatiana Lepore, Sandra Toffolatti, Giorgio Belli, Rosa Giampaolo, Antonia de Santis, Enzo Bertoldi, Abdullatif Sare
CEDAR WOLF
Buch: Sofia Georgovassili
Regie: Sofia Georgovassili
Kamera: Giorgos Valsamis
Schnitt: Thanassis Totsikas
Ton: Christos Sakellariou
Musik: Coti K
Darstellung: Aris Servetalis, Mahdi Karimi, Aggelos Flessas
Begründung der Jury
Der Begriff der Freiheit ist sowohl in als auch für Europa eine elementare Idee, deren Bedeutung sowie Auslegung sich verändert. Diese Veränderung ist aktuell auf vielen Ebenen spürbar. Eine gemeinsame Auffassung von Freiheit zu haben, die – im Sinne von „In Vielfalt geeint“ – ein Miteinander ermöglicht, erscheint zunehmend herausfordernder.
Europa ist reich an Geschichte – und Geschichten. „The Love Europe Project“ vereint Geschichten über Ländergrenzen hinweg und ist ein Appell, Europas Vielfalt und damit die Komplexität von Freiheit zu begreifen. Die Miniaturen bieten uns Blicke von außen an, die zunächst die Augen, dann das Herz und schließlich den Verstand öffnen für die Interessen der Menschen in Europa: Die Freiheit, zu reisen (Babylon), die eigene sexuelle Identität zu leben (The Old Man and the Bucket), gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen (The Entrance), gegenseitige Akzeptanz zu erfahren (Fun Factory) oder dem Krieg zu entfliehen, um neu anzufangen (Cedar Wolf).
Die Inszenierungen spiegeln kulturelle Besonderheiten, verhandeln Vorurteile, Stereotypen und Klischees – teils didaktisch, teils poetisch-abstrakt, jedoch immer vielschichtig. Die Zusammenstellung rahmt nicht nur die Perspektiven, sondern schafft damit den Mehrwert dieses Projekts: Mit jeder weiteren Episode wächst die Erkenntnis, dass es sich lohnt, die eigene Position zu hinterfragen und tradierte Schemata zu durchbrechen. So wird z.B. in vielen der Geschichten deutlich, dass nicht unterschiedliche Sprachen eine Barriere zwischen den Menschen bilden, sondern die Sprachlosigkeit darüber, wie wir miteinander umgehen, die größte Herausforderung ist, der wir uns stellen müssen.
Bei keiner anderen Produktion dieses Fernsehjahres ist die Jury sich über die Notwendigkeit einer Auszeichnung derart einig. Die Jury ist der Meinung, dass es ein gutes Zeichen ist, so viele Akteur*innen für ein gemeinsames europäisches Projekt begeistern zu können. Hierfür ist es notwendig, die Initiative zu ergreifen, die kreativen Ideen ernst zu nehmen und diese zusammenzuführen. Hervorzuheben sind dafür – neben den Leistungen aller beteiligten Autor*innen, Regisseur*innen und Darsteller*innen – Claudia Tronnier, Redaktion ZDF/Das kleine Fernsehspiel, und Gabriela Sperl, Sperl Film + Fernsehproduktion.
Wir brauchen mehr Filme, die dazu anregen, unsere Ideen für ein gemeinsames Europa zu äußern und unsere Vorstellungen von Freiheit zu diskutieren, um ein Miteinander gemeinsam gestalten zu können. Filme, die uns auffordern (politisch) zu handeln, anstatt in eine Abwehrhaltung zu verfallen und dort zu verharren. Filme, die zeigen, wie kostbar und notwendig Vielfalt für Europa ist.