Neunte Auszeichnung für Regisseur Dominik Graf

Die Preisverleihung

Schwerpunkt in der Information & Kultur liegt bei politischen Dokumentationen

„Im Fernsehjahr 2010 gab es eine ganze Reihe von herausragenden Sendungen mit sehr unterschiedlichen Handschriften,  beeindruckenden individuellen Leistungen und einer hohen professionellen Qualität“. Diese generelle Bilanz zog der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, bei der Vorstellung der diesjährigen Grimme-Preise auf einer Pressekonferenz am 16. März in Düsseldorf. Insgesamt werden zwölf Produktionen in den Wettbewerbskategorien Fiktion, Information & Kultur und Unterhaltung mit dem nunmehr zum 47. Mal zu verleihenden Grimme-Preis ausgezeichnet.

Einen besonderen Rang nimmt der Regisseur Dominik Graf mit seinem neunten Grimme-Preis für die Regie der herausragenden zehnteiligen Krimi-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ (WDR/arte/Degeto/BR/SWR/NDR/ORF) ein. Namentlich werden hier neun Beteiligte aus dem großen Team dieser Ausnahme-Produktion ausgezeichnet und auf der Bühne in Marl stehen.

Ausgezeichnet wird auch der „Tatort: Nie wieder frei sein“ (BR) als packender und bewegender Film im Spannungsfeld von Selbstjustiz, individueller Schuld und gesellschaftlicher Konvention. Der Preis wurde hier u.a. der jungen Schauspielerin Lisa Wagner zuerkannt.

In Christian Züberts Romanadaption „Neue Vahr Süd“ (WDR/RB) beeindruckte neben der herausragenden Regiearbeit von Hermine Huntgeburth auch die schauspielerische Leistung von Frederick Lau, der als Frank Lehmann zwischen der disziplinierten Welt der Bundeswehr und der linken Szene Bremens Anfang der 80er Jahre hin und her pendelt.

Ihren zweiten Grimme-Preis erhält Aelrun Goette für das harte Sozialdrama „Keine Angst“ (WDR), in dem auch die junge Schauspielerin Michelle Barthel beeindruckt, die sich in ihrer Rolle als Becky um die alkoholkranke Mutter ebenso kümmert wie um ihre drei kleineren Geschwister.

Ausgezeichnet wird auch das Drama „In aller Stille“ (BR). Hier spielt Nina Kunzendorf die Kommissarin Anja Amberger, die einem Fall von häuslicher Gewalt nachgeht, bei der ein Kind von seinem Vater umgebracht wird.

Im Bereich Unterhaltung wird Doris Dörries erste TV-Produktion „Klimawechsel“ (ZDF) ausgezeichnet, eine sechsteilige Serie über vier Frauen in den Wechseljahren. Der andere Preis in der Unterhaltungskategorie geht an „Krömer – Die internationale Show“ (rbb). Der Comedian war bereits sechs Mal für den Grimme-Preis nominiert.

Wie bei der Fiktion gibt es auch im Bereich Information & Kultur fünf Preise. „Jeder dieser Filme beweist“, so Grimme-Direktor Uwe Kammann, „zu welchen Leistungen das Fernsehen imstande ist und mit welcher Intensität Autoren und Regisseure relevante Themen dem Publikum nahebringen können“.

In „Aghet – Ein Völkermord“ (NDR) dokumentiert Eric Friedler die Geschichte des Genozids an den Armeniern, unter anderem, indem hochkarätige Schauspieler durch ihre Lesung bewegender Dokumente die historischen Ereignisse lebendig werden lassen.

In „Iran Elections 2009“ (WDR/ARTE) vergegenwärtigt Regisseur Ali Samadi Ahadi in multimedialer Kombination die Protestbewegung aus dem Sommer vor zwei Jahren und gewährt erschreckende Einblicke in den brutalen Staatsapparat. Mittels comichafter Animationen werden anonyme Postings und Berichte aus dem Internet lebendig.

Die Produktion „Anwälte – Eine deutsche Geschichte“(WDR/NDR/rbb/ARTE) verbindet aufschlussreich deutsche Zeitgeschichte mit der Lebensgeschichte der einstigen Weggefährten Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler, die schließlich sehr unterschiedliche Lebenswege gehen.

Andreas Dresen und Johannes Unger erhalten für „20x Brandenburg“ (rbb) ebenfalls einen Grimme-Preis. Zwanzig Kurzepisoden geben intime Einblicke in das Bundesland Brandenburg mit seinen höchst unterschiedlichen Charakteren.

In „DDR Ahoi!“ (MDR/NDR) dokumentiert Lutz Pehnert die spannende und fast vergessene Geschichte der DDR als Seefahrernation. Eine Vielzahl gut ausgesuchter Zeitzeugen erzählt vom Beginn und Niedergang der DDR zur See.

Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW geht an „Schnitzeljagd im Heiligen Land“ (KI.KA), eine vierteilige Reihe mit einer medial modern inszenierten Reise zu den Ursprüngen der drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam.

Den Publikumspreis der Marler Gruppe erhält „Zivilcourage“ (WDR), ein Film von Dror Zahavi, in dem ein Alt-68er, gespielt von Götz George, sein eigenes Weltbild infrage stellen muss.

Mit dem Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst wird in diesem Jahr Robert Thalheim für „Am Ende kommen Touristen“ (ZDF) ausgezeichnet. Ein Film über einen Zivildienstleistenden in Auschwitz, der sich um einen Überlebenden des Konzentrationslagers kümmert und dadurch seine Einstellung zum Leben ändert.

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes für herausragende Verdienste um das Fernsehen geht in diesem Jahr – wie bereits berichtet – an den Entertainer und Moderator Thomas Gottschalk.