47. Grimme-Preis 2011

20 x Brandenburg (rbb)

PreisträgerInnen

Idee/Projektleitung: Johannes Unger
Künstlerische Leitung:
Andreas Dresen

Produktion: DOKfilm GmbH, Jost-Arnd Bösenberg, Christoph Bicker

Erstausstrahlung: Freitag, 1.10.2010, 20.15 Uhr

Sendelänge: 300 Min.

Inhalt

Im Mittelpunkt dieses großen multimedialen Projekts, das einer Idee von Johannes Unger entstammt, steht das Land Brandenburg. Unter künstlerischer Leitung des renommierten Regisseurs Andreas Dresen erzählen 20 namhafte Dokumentaristen Geschichten über Land und Leute. Die viertelstündigen Filme zeigen eine große Vielfalt - sowohl in den Themen und Regionen, die sie fokussieren, als auch in den Perspektiven und Handschriften der Regisseure.

Begründung der Jury

Mit dem Projekt „20 x Brandenburg“ verlässt der rbb die allgemein bewährten Pfade des formatdominierten deutschen Fernsehens und bietet dem Publikum ein aus zwanzig fünfzehnminütigen Kurzdokus bestehendes Abendprogramm.

Die Klammer für die 20 Beiträge ist der 20. Jahrestag der Wieder-Gründung des Landes Brandenburg, ein Jubiläum, das der Sender gebührend würdigen möchte. Mit einer großen Themenvielfalt und sehr unterschiedlichen Regie-Handschriften wird dem Zuschauer der geopolitische und damit relativ abstrakte Begriff „Bundesland“ sinnlich fassbar gemacht.

Die einzelnen Beiträge tragen mal mehr reportagehafte, mal mehr künstlerisch-dokumentarische Züge, sind von unterschiedlicher Qualität, aber ausnahmslos interessant. Sowohl durch die Vorstellung verschiedener brandenburgischer Regionen mit ihren spezifischen Eigenschaften und interessanten Zeitgenossen als auch die unterschiedlichen Sichtweisen der 20 Regisseure und ihre sehr verschiedene Art der journalistisch-künstlerischen Umsetzung gelingt es dem Gesamtprojekt spielend, das Zuschauerinteresse über 5 Stunden wach zu halten.

Ob die Arbeiter einer LKW-Fabrik in Ludwigsfelde bei Berlin sich über die zurückliegenden, nicht immer leichten Zeiten der letzten 20 Jahre, die Gegenwart und ihre Perspektiven äußern, ob eine tatkräftige Gräfin mit Hilfe ihres zurückgewonnenen liebevoll restaurierten Eigentums die touristische Anziehungskraft des Spreewalds verstärkt, ob ein unkonventioneller, Motorrad fahrender Landpfarrer sich sehr aktiv mit dem diesseitigen Leben der ihm anvertrauten Schäfchen beschäftigt: hier wie bei allen Protagonisten kommt man den vorgestellten Menschen sehr nahe.

Das bietet dem Zuschauer Raum für Entdeckungen, für das Nachdenken über die letzen 20 Jahre in Brandenburg, und gleichzeitig sorgt das immer für anregende Unterhaltung.

Auf diese Weise erfüllt das ungewöhnliche Projekt die von den Verantwortlichen selbst gestellte Aufgabe, vor den Augen der Zuschauer ein „dokumentarisches Gemälde über das Land“ entstehen zu lassen, sehr überzeugend. Das fünfstündige Programm von Andreas Dresen (künstlerische Leitung) und Johannes Unger (Projektleitung) beweist zudem, dass ein innovativer Umgang mit Sendeformaten – gekoppelt mit dem Mut zum dokumentarischen Genre in der besten Sendezeit – zu einem sehr informativen, gleichzeitig unterhaltsamen und damit beispielhaften Fernsehabend werden kann.

 
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