Impressionen der Pressekonferenz

Bekanntgabe der Preisträger

Großes Medieninteresse für die WDR Produktion "Schorsch Aigner" - rechts im Bild (v.r.n.l.): Marcus Foag, Olli Dittrich und Tom Theunissen

Renaissance der Serie und Comeback der Privaten – so lassen sich die diesjährigen Entscheidungen vielleicht zusammenfassen. Der Öffentlichkeit wurden sie erneut in Essen bei strahlendem Sonnenschein präsentiert, dieses Mal im Grillo-Theater, am 9. März, ab 11 Uhr.

Erstmals wurden Preise nach den „sorgsam überarbeiteten“ (so Grimme-Direktorin Frauke Gerlach) Preisstatuten vergeben - ein ganz besonderes Grimme-Jahr also. „In seinem 52. Jahr haben wir nun eine eigene Kategorie ‚Kinder & Jugend‘ beim Grimme-Preis. Außerdem können die Jurys seit diesem Jahr in drei der vier Wettbewerbskategorien jeweils einen Innovationspreis vergeben. „Wir wollen den Grundgedanken hervorheben, dass der Grimme-Preis zukunftsweisendes Fernsehen auszeichnet“, erläuterte Gerlach die Neuerungen. Die technische Konvention des „ausgestrahlt“ falle weg, künftige reiche „der Öffentlichkeit zugänglich gemacht“, so Gerlach, was eben auch über das Internet geschehen kann. So öffne sich der Grimme-Preis für andere Distributionswege wie Mediatheken, Streamingdienste oder Video on Demand, wenngleich der Bezugspunkt die klassische Fernsehproduktion bleibe: „Hier ist nur wichtig: die fernsehgemäße Gestaltung“, so die Grimme-Direktorin, was Moderatorin Jenni Zylka kommentierte mit: „also all shiny and new“. Sie ist selbst seit Jahren in der Jurys und Nominierungskommission des Grimme-Preises aktiv.

Fünf Preise wurden in der Kategorie „Information & Kultur“ vergeben. Auch hier gab es eine Neuerung im Preisstatut: die „Besondere Journalistische Leistung“. Sie ging an Daniel Harrich und sein Team von „Tödliche Exporte“ (SWR/BR), weitere  Auszeichnungen gab es für die Langzeitdokumentation „Göttliche Lage“ (WDR / ARTE), die Produktionen „Vom Ordnen der Dinge“ (ZDF/ARTE) und „Die Folgen der Tat“ (WDR/SWR/NDR) sowie  für Constantin Schreiber für die Moderation und Redaktion der Sendereihe „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ (N-TV). Auch hier eher selten: ein Preis für einen Privatsender. „Eigentlich sind in der Kategorie ‚Information & Kultur‘ die öffentlich-rechtlichen Sender allein auf weiter Flur“, so Wolf. Und Moderatorin Zylka ergänzte: „Toll fanden wir bereits in der Nominierungskommission, dass hier nicht ‚über‘ Flüchtlinge berichtet wird. Sie kommen selber zu Wort. Wir haben uns die Frage gestellt: Warum sind die öffentlich-rechtlichen Sender nicht auf die Idee gekommen?“ Heraus käme eine Art „Gebrauchsanweisung für Deutschland“, so Wolf, „das Ganze häufig in eher kurzen Filmen, die als erstes online veröffentlicht werden – wir haben also auch von dem neuen Statut Gebrauch gemacht.“ Gerade die oftmals „kurze Form“ hätte dabei besonders überzeugt. Die längeren Sendungen wären eher konventionell geraten, so Wolf weiter. Deutlich werde aber, so der Juryvorsitzende, Ermutigendes: „Innovation kann auch mit einfachen Mitteln umgesetzt werden.“

Stichwort „Innovation“: Der 2016 zum ersten Mal verliehene Innovationspreis in der Kategorie „Unterhaltung“ ging an das Format „Streetphilosophy“ (RBB/ARTE). Über einen Spezial-Preis konnten sich Jan Böhmermann, Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann (Idee) freuen – für den Beitrag „Hashtag Varoufake“ im „Neo Magazin Royale“ (ZDFneo). Für „Schorsch Aigner – der Mann, der Franz Beckenbauer war“ erhielten Olli Dittrich und Tom Theunissen (Buch und Regie) sowie Marcus Foag (Produktion) einen Grimme-Preis in der Kategorie „Unterhaltung“. Jurymitglied Hans Hoff: „Mit dem Hashtag ‚Varoufake‘ hat sich Böhmermann als großer Medienkritiker profiliert, seit ‚Schorsch Aigner‘ schauen wir anders auf Franz Beckenbauer, weil wir wissen: Er hatte einen Doppelgänger.“ Dabei ginge es nicht einfach um eine Persiflage: „‘Schorsch Aigner‘ ist kein Gag, hier geht es um Täuschung.“ Übrig bliebe wenigstens für kurze Zeit eine Verunsicherung. Hoff konnte das nur gutheißen: „Man muss den Zuschauer auch mal überfordern!“Und die neue Kategorie „Kinder & Jugend“ beim Grimme-Preis? Hier hat sich die Jury die Frage gestellt, was das sei: Fernsehen für Kinder und Jugendliche. Eines ihrer Qualitätskriterien: „Wird Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet?“ so Juryvorsitzende Brigitte Zeitlmann. Weiterhin habe man sich gefragt, wie diese Zielgruppe überhaupt schaue. Zum Glück habe man da auf die Expertise in der Jury zurückgreifen können. „Am Ende haben wir uns aber die Frage gestellt, die man sich bei allen Produktionen stellen muss: Packt mich das?“ so Zeitlmann weiter.

Und was hat die Jury gepackt? Ausgezeichnet wurde die Mitmach-Sendung „Ene Mene Bu“ (KiKA) sowie der Mehrteiler „Club der roten Bänder“ (VOX) – noch eine Serie. Dazu Tim Oliver Schultz (Darsteller im „Club der roten Bänder“): „Für mich ist das kein Problem, bei den Kindern und Jugendlichen ausgezeichnet zu werden!“  Im Gegenteil – sowohl er als auch das Team freuen sich sehr darüber, gerade in dieser Kategorie einen Grimme-Preis zu bekommen. Das Erfolgsgeheimnis vom „Club der roten Bänder“? „Wir nehmen Jugendliche wirklich ernst“, so Schultz, „dabei stellen wir Superhelden dar, Helden ohne Kostüm.“

Juryvorsitzende Brigitte Zeitlmann sagte abschließend: „Wäre toll, wenn wir mit dieser Auszeichnung, ein größeres Angebot im Kinder- und Jugendbereich stimulieren könnten!“

 
Fotos: Georg Jorczyk / Grimme-Institut