58. Grimme-Preis 2022

The Mopes

(UFA Fiction für Warner TV Comedy)

 

Publikumspreis der Marler Gruppe an

 

Ipek Zübert (Idee/Buch)

Christian Zübert (Regie)

Nora Tschirner (Darstellung)

 

Erstausstrahlung/-veröffentlichung:
Warner TV Comedy (ehemals TNT Comedy), ab Dienstag, 11. Mai 2021, 20.15 Uhr

Lauflänge: 6 x 30 Minuten

 

Inhalt

Ex-Boyband Mitglied und nun mäßig erfolgreicher Solokünstler: Mat (Roel Dirven), ist in einer mäßig glücklichen Beziehung mit Freundin Susa und pflegt eine mäßig gute Beziehung zu seiner Schwester Pippa und ihrer Familie.

Als dann noch Monika (Nora Tschirner) auftaucht, bricht seine mühsam aufgebaute Fassade zusammen. Denn niemand außer ihm kann Monika sehen oder hören. Mat unternimmt alles um Monika los zu werden und weder vor unwahrscheinlichen Selbstdiagnosen oder einem selbsternannten Therapeuten macht er Halt. Aber auch für Monika (oder F32.1-2011/01 wie ihr offizieller Name ist) ist Mat ein außergewöhnlicher Fall, denn Mat sollte sie nicht sehen oder gar mit ihr interagieren können. Monika ist Mats personifizierte psychische Erkrankung. Ihr Ziel ist es, ihre ,,Fälle‘‘ schnell zu einer Therapie zu bewegen; etwas, worin sie bisher sehr erfolgreich war – bis jetzt. Denn seit sie an ,,Fall Mat‘‘ arbeitet, gilt sie als Diskrepanzia unter ihren Vorgesetzten und Kolleg:innen. Im Laufe der Serie entwickeln beide eine besondere Beziehung zu einander. Monika erlebt zum ersten Mal Gefühle, eine Tatsache, die ihr einige Probleme auf der Arbeit einhandelt, allerdings auch Gleichgesinnte und wahre Freunde zum Vorschein bringt.

Als sich Mat von jeglichen sozialen Kontakten isoliert und er seine Bedürfnisse gänzlich vernachlässigt, hilft ihm seine Nichte Elle, sich letztendlich selbst einzugestehen und laut auszusprechen, dass er Hilfe benötigt – aufgrund seiner Depression.  

 

Begründung der Jury

Die Publikumsjury der Marler Gruppe verleiht den Publikumspreis an die Serie „The Mopes“, die von der Beziehung zwischen einer personifizierten Depression namens Monika und ihrem Opfer, dem Berufsmusiker Mat, erzählt, der diese plötzlich sehen und mit ihr sprechen kann.

Ich hatte den Kontakt zu mir verloren, und sie (= die Depression) war die Erste, die sich getraut hat, mich drauf aufmerksam zu machen, mein Mahnmal quasi. Ein sprücheklopfender, nerviger, aber wohlmeinender Freund“, so die Hauptdarstellerin Nora Tschirner in einem Interview mit der SZ 2021, in dem sie ihre eigenen Erfahrungen mit Depression beschreibt.

Die Depression als „Mahnmal, als sprücheklopfender, nerviger, aber wohlmeinender Freund“ - diese ungewöhnliche Sichtweise zieht sich als roter Faden durch das Drehbuch von Ipek Zübert und die Regie von Christian Zübert. Darstellerisch wird sie vor allem durch die mimische Leistung von Nora Tschirner glaubwürdig transportiert.

Und die Intention dahinter? Depression braucht Akzeptanz! Akzeptanz bei dem, der von ihr heimgesucht wird, und Akzeptanz in der Gesellschaft, so wie beispielsweise das Depressions-Coming-out von Kurt Krömer und Torsten Sträter bei „Chez Krömer“. Das Ehepaar Zübert verbindet sehr wirksam Aufklärung über dieses ernste und schwere Thema mit satirischer Unterhaltung und damit gelingt ihnen ein filmisches Novum.
Mit der Verortung der Krankheiten in einem System totalitärer Herrschaft wie unter anderem in Tribute von Panem oder Equilibrium setzt die Serie einen bemerkenswerten, neuen Akzent: Die personifizierten Krankheiten haben die streng kontrollierte Aufgabe, Menschen zur Akzeptanz ihrer psychischen Defizite zu bringen.

Tatsächlich kommt es vor, dass Patient:innen ihre Erkrankungen personifizieren. Im Film kommt Mats aufgeweckte Nichte Elle (Sue Moosbauer) auf diese Idee: Aus der von der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten der WHO bestimmten Nummer F32.1-2011/01 wird Monika, die mittelschwere Depression.

Ihren Höhepunkt findet die Serie im Schlussbild, beim Konzert von Mats: Jedem Konzertbesuchenden wird (s)eine/ihre psychische Erkrankung an die Seite gestellt. Die Publikumsjury hat die ungewöhnliche Betrachtungsweise, der außergewöhnliche Umgang mit dem Thema, die Umsetzung in Buch und Regie und insbesondere die schauspielerische Leistung von Nora Tschirner überzeugt: Zum ersten Mal zeichnet die Publikumsjury der Marler Gruppe mit „The Mopes“ eine Serie aus.

 
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