55. Grimme-Preis 2019

Spezial für Marco Giacopuzzi für seine Autorenleistung bei "Schau in meine Welt" (HR)

Grimme-Preis Spezial an

Marco Giacopuzzi

für

seine herausragende Autorenleistung, sein Gespür für Themen und Protagonisten und die sensible  und berührende Umsetzung bei „Schau in meine Welt“: Fritz und die Glasknochenkrankheit / Phil und das Traurigsein / Leonard hat Diabetes. (HR)

 

Stab

Schau in meine Welt: Fritz und die Glasknochenkrankheit

Autor: Marco Giacopuzzi

Kamera: Martin Kobold

Schnitt: Jörg Schömmel

Ton: Hennig Jäger, Till Blanke

Redaktion: Tanja Nadig

 

Schau in meine Welt: Phil und das Traurigsein

Autor: Marco Giacopuzzi

Kamera: Kai Wiehagen

Schnitt: Ioannis Mantatzis

Ton: Christian Bohrmann

Redaktion: Tanja Nadig

 

Schau in meine Welt: Leonard hat Diabetes

Autor: Marco Giacopuzzi

Kamera: Manuel Pater

Schnitt: Ioannis Mantatzis

Ton: Clayton Smith

Redaktion: Tanja Nadig

 

Jurybegründung

Seit fast 20 Jahren arbeitet der gebürtige Schweizer Marco Giacopuzzi als Autor und Regisseur für das Kinderfernsehen. Seine Arbeiten für die KKA-Reihe „Schau in meine Welt“ stechen dabei besonders hervor. Im Produktionsjahr 2018 hat er für den Hessischen Rundfunk in dieser Reihe drei außergewöhnliche Jungen portraitiert: Phil, Leonhard und Fritz. Ihnen ist gemeinsam, dass sie trotz gesundheitlicher Einschränkungen starke Persönlichkeiten sind. Die Reportagen thematisieren dabei den Umgang mit einer chronischen Krankheit, das Leben mit einer Behinderung sowie das bislang gesellschaftlich tabuisierte Thema Depression. In „Phil und das Traurigsein“ begegnen die Zuschauer*innen einem Zwölfjährigen, der seinen Aufenthalt in einer psychiatrischen Kinderklinik nicht versteckt. Welche Konsequenzen eine Diagnose für den Alltag eines sportlichen Jungen hat, dokumentiert „Leonhard hat Diabetes“, und „Fritz und die Glasknochenkrankheit“ zeigt auf, mit welchen Herausforderungen ein elfjähriger Junge konfrontiert ist, der sein Leben trotz körperlicher Einschränkungen selbst in die Hand nehmen will.
Der Spezialpreis geht in diesem Jahr an Marco Giacopuzzi für seine herausragende Autorenleistung, sein Gespür für Themen und Protagonisten und die sensible und berührende Umsetzung in der Reihe „Schau in meine Welt“ 2018. Wie auch seine bisherigen Arbeiten sind die im vergangenen Jahr ausgestrahlten Episoden nicht nur einfühlsame Dokumentationen, sondern klare Statements. Marco Giacopuzzi ist es durch seine feinfühlige Auswahl der drei starken Jungen Phil, Leonhard und Fritz gelungen, gesellschaftlich relevante Themen und deren Auswirkungen auf individuelle Lebensentwürfe eindrücklich erlebbar zu machen. Alle drei Protagonisten sind Persönlichkeiten, die sich nicht einengen lassen – auch nicht durch ihre jeweilige Krankheit. Sie gewähren den Zuschauer*innen Einblick in einen Tagesablauf, der von der jeweiligen Einschränkung bestimmt, aber nicht dominiert wird.
Marco Giacopuzzis Können zeigt sich darin, dokumentarisch notwendigen Abstand mit einfühlsamer Nähe zu verbinden. Selbstverständlich muss auch er mit einem Kamerateam seine Protagonisten begleiten, dennoch schafft Marco Giacopuzzi einen Raum für Privatheit, in dem die Jungen trotz der nach außen demonstrierten Stärke über ihre Schwächen sprechen
können. Ängste, Verzweiflung aber auch ihre Träume vertrauen sie einem Fremden an, der im Laufe der Dreharbeiten zu einem aufrichtigen Begleiter geworden ist. So können die Zuschauer*innen ihnen nahekommen, ohne dass die Beiträge distanzlos wirken. Dass dem Autor dies nicht nur bei Jungen, sondern natürlich auch bei Mädchen gelingen kann, haben seine bisherigen Arbeiten für die Reihe des KiKA gezeigt.
Die Jury hat besonders begeistert, dass die drei Jungen im Laufe der Dokumentationen an Stärke gewinnen und zu kleinen Anwälten in eigener Sache werden. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit machen sie auf gesellschaftliche Missstände und Herausforderungen aufmerksam, denen sich die Erwachsenen dringend annehmen sollen. Marco Giacopuzzi schafft durch seine Filme den Spagat zwischen individuellem Portrait und deutlichen Denkanstößen: „Was können wir tun, um Depressionen ernst zu nehmen?“, „Wie kann Inklusion gelingen?“ und „Was ist notwendig, um Barrieren abzubauen, die durch chronische Krankheiten entstehen?“. Einfühlsam im Umgang mit den Protagonisten und kraftvoll in der Darstellung ihrer jeweiligen Botschaft, das ist die gelungene Verbindung der filmischen Dokumentationen von Marco Giacopuzzi, den die Jury in diesem Jahr mit einem Spezialpreis auszeichnet.

 
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