Ein besonderes Jahr für serielle Stoffe

Die Preisverleihung

Der Durchmarsch der Serie in der Fiktion und eine erfolgreiche Bilanz der privaten Sender kennzeichnen das Grimme-Fernsehjahr 2015. Erstmals wurden Preise nach den überarbeiteten Preisstatuten der begehrtesten deutschen TV-Auszeichnung vergeben. „Die Einführung der neuen Grimme-Kategorie Kinder & Jugend sowie die neuen Rubriken ‚Besondere Journalistische Leistung‘ und ‚Innovation‘ haben die Diskussion um Qualität, journalistische Standards und die Entwicklungsfähigkeit des Programmschaffens in den Jurys und Kommissionen enorm bereichert“, so Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach.  

In der neu geschaffenen Kategorie Kinder & Jugend wurden zwei der drei möglichen Preise vergeben. Für den Mehrteiler „Club der roten Bänder“ (VOX) dürfen Arne Nolting und Jan Martin Scharf (Buch und Regie), Gerda Müller und Jan Kromschröder (Produktion) sowie Tim Oliver Schultz als Anführer des „Clubs der roten Bänder“ (Darstellung) jeweils eine Trophäe entgegennehmen. Diana Jung, Peter Kroker und Matthias Franzmann werden für die Redaktion der Mitmach-Sendung „Ene Mene Bu“ (KiKA) ausgezeichnet.

In der Kategorie Fiktion werden Annette Hess (Buch), Friedemann Fromm (Buch und Regie), Frank Godt (Szenenbild), Jörg Hartmann und Ruth Reinecke (beide Darstellung) sowie Regina Ziegler und Mark Müller-Kaldenberg (Produktion) mit einem Grimme-Preis für die dritte Staffel der Serie „Weissensee“ (MDR/Degeto) geehrt. Für „Deutschland 83“ (RTL) können sich Anna und Jörg Winger (Creator), Edward Berger und Samira Radsi (Regie), Lars Lange (Szenenbild), Reinhold Heil (Komposition und Musikarrangement) und Jonas Nay (Darstellung) über eine Trophäe freuen. Ein Spezialpreis geht an Anke Greifeneder, Arne Nolting, Jan Martin Scharf und Philipp Steffens für die Serie „Weinberg“ (TNT Serie). Mit dem einzigen Preis für ein Einzelstück, der in diesem Jahr in der Kategorie Fiktion vergeben wird, zeichnet die Jury „Patong Girl“ (ZDF) aus: Neben Susanne Salonen (Buch und Regie) dürfen Max Mauff und Aisawanya Areyawattana (Darstellung) sowie Andrea Ufer und Gunter Hanfgarn (Produktion) einen Preis entgegennehmen. Der erstmals in diesem Jahr ausgelobte fakultative Preis für „Innovation“ wurde in der Kategorie Fiktion nicht vergeben. „Die Auszeichnung von gleich drei Serien zeigt, was für ein besonderes Jahr 2015 für serielle Stoffe im deutschen Fernsehen gewesen ist“, sagte Frauke Gerlach: „Wir sehen hier die Renaissance eines Formats – und dass sich Ausdauer und Risikofreude lohnen.“  

Fünf Preise werden in der Kategorie Information & Kultur vergeben: Für die Langzeitdokumentation „Göttliche Lage“ (WDR / ARTE) werden Michael Loeken und Ulrike Franke (Buch und Regie) ausgezeichnet, Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier (Buch und Regie) erhalten eine Trophäe für „Vom Ordnen der Dinge“ (ZDF/ARTE). Für „Die Folgen der Tat“ (WDR/SWR/NDR) zeichnet die Jury Julia Albrecht und Dagmar Gallenmüller (Buch und Regie) aus. Ein Spezialpreis für die Moderation und Redaktion der Sendereihe „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ (N-TV) geht an Constantin Schreiber, der selbst auch für arabische Sender arbeitet. 

Mit dem in diesem Jahr zum ersten Mal verliehenen Preis für eine „Besondere Journalistische Leistung“ innerhalb der Kategorie „Information & Kultur“ wird Daniel Harrich stellvertretend für das Team von „Tödliche Exporte“ (SWR/BR) ausgezeichnet. Die Jury lobt die „außergewöhnliche investigative Recherche“ zum Thema des illegalen Waffenhandels und die „beispielhafte Aufbereitung des zusammengeführten Materials in verschiedenen Fernseh-formaten“.  

„Ich freue mich sehr, dass die Jury unsere Preisreform, die Grimme in die digitalen Zeiten führen soll, bereits in diesem Jahr umsetzen konnte. Mit ‚Marhaba‘ wurde zum ersten Mal ein Format ausgezeichnet, das zunächst ausschließlich für das Netz produziert und dort zur Verfügung gestellt wurde“, sagte Frauke Gerlach. „Darüber hinaus hat N-TV als privater Sender großes gesellschaftliches Engagement bewiesen, ein solches Format in kürzester Zeit zu entwickeln und zu etablieren“, so Gerlach. Seit diesem Jahr können auch Programme oder Formate mit fernsehgemäßer Gestaltung am Wettbewerb teilnehmen, die nicht mehr originär für das Fernsehen produziert und dort gesendet werden.

Der Publikumspreis der Marler Gruppe, die in diesem Jahr das Kontingent der Kategorie Information & Kultur gesichtet und bewertet hat, geht an den Mehrteiler „Kunst und Verbrechen“ (3sat). Neben Ilka Franzmann, Carl von Karstedt, Sylvie Kürsten und Andreas Gräfenstein (alle Buch und Regie) möchte die Marler Gruppe die besondere Leistung des Grafik- und Animationsteams hervorheben und zeichnet dafür Andreea und Michael Wende aus.

Für „Schorsch Aigner – der Mann, der Franz Beckenbauer war“ erhalten Olli Dittrich und Tom Theunissen (Buch und Regie) sowie Marcus Foag (Produktion) einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung. Auch Jan Böhmermann, Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann (Idee) können sich über eine Auszeichnung freuen – für den Beitrag „Hashtag Varoufake“ im „Neo Magazin Royale“ (ZDFneo) gibt es einen Spezial-Preis.

Der 2016 zum ersten Mal verliehene Innovationspreis in der Kategorie Unterhaltung geht an Dominik Bretsch und Simon Hufeisen (Buch und Regie) sowie Søren Schumann (Redaktion) für das Format „Streetphilosophy“ (RBB/ARTE). „In einer halben Stunde großen Philosophen und / oder großen Fragen nachzuforschen „das ist außergewöhnlich“, lobt die Jury. Das vierteilige Format „nimmt die Zuschauer mit auf die Straße, auf eine Reise, die das verdeutlicht, was Philosophie auch ist: eine Suche – mit ungewissem Weg und ungewissem Ziel“.

Fotoimpressionen

 Daniel Harrich bei seiner Ankunft am Theater Marl.

 

 Aisawanya Areyawattana aus "Patog Girl" auf dem roten Teppich.

 

 Dr. Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts, nimmt Ministerin Christina Kampmann in Empfang.

 

 Ulrike Franke und Michael Loeken ("Göttliche Lage") vor dem Theater Marl.

 

 Moderator Jörg Thadeusz begrüßt das Publikum zur 52. Grimme-Preisverleihung.

 

 "Club der roten Bänder": Preisträger im Wettbewerb Kinder und Jugend.

 

 Peter Kroker und Diana Jung ("ENE MENE BU") mit Moderator Jörg Thadeusz.

 

 Die Musiker des Abends: Nils Wülker & Band

 

 Das Team um Aisawanya Areyawattana und Max Mauff nimmt den Grimme-Preis für "Patong-Girl" entgegen.

 

 Das Team um Aisawanya Areyawattana und Max Mauff nimmt den Grimme-Preis für "Patong-Girl" entgegen.

 

 Das Team um Aisawanya Areyawattana und Max Mauff nimmt den Grimme-Preis für "Patong-Girl" entgegen.

 

 Das Team von "Deutschland 83" im Interview mit Jörg Thadeusz.

 

 Jörg Hartmann, Ruth Reinecke und Regina Ziegler von "Weissensee" im Gespräch auf der Bühne.

  

Marcus Foag, Tom Theunissen und Olli Dittrich bekommen einen Grimme-Preis für "Schorsch Aigner".

 

„Besondere Ehrung” des Preisstifters für Jan Böhmermann

Grenzgänger der Satire geehrt

Der Fernsehsatiriker Jan Böhmermann hat anlässlich des 52. Grimme-Preises nicht nur eine Auszeichnung für die #varoufake Satire erhalten. An ihn geht auch die „Besondere Ehrung“ des Preisstifters; des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV). Dazu Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach:

„Jan Böhmermann ist zurecht mehrfach ausgezeichnet worden. Er ist ein streitbarer Satiriker, der die Grenzen des Möglichen immer wieder auslotet und sich auch vor der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen nicht scheut. So macht seine Kritik weder vor Politik noch vor den Medien halt.

Er ist ein würdiger Preisträger, weil er uns die Wirkungsmechanismen öffentlicher Meinungsbildung in der modernen Mediengesellschaft vor Augen führt. Dass er dabei auch zu drastischen Provokationen greift, mindert seine Gesamtleistung und seinen Beitrag zu strittigen gesellschaftlichen Debatten nicht.“

DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: „Die ‚Besondere Ehrung‘ wird Jan Böhmermann verliehen, weil er sich immer wieder als leidenschaftlicher Medienmacher hervorgetan hat. Er verdeutlicht Grenzen, gerade auch, indem er sie überschreitet.

Information, Aufklärung, Unterhaltung finden bei ihm zu einer neuartigen Einheit, die uns allen auch ein neues Maß an Medienkompetenz abverlangt. Mühelos überspringt er alle Mediengattungen, ist innovativ und beispielhaft für die Entwicklung des Fernsehens in der digitalen Konvergenz.“