50. Grimme-Preis 2014

stark! – Der Sommerclub. Für immer Freundinnen (ZDF)

PreisträgerInnen

Manuel Fenn (Regie/Kamera)

Antonia Fenn (Co-Regie/Schnitt)

Produktion: Filmbüro-Süd, Fenn-Eberlein GbR

Erstausstrahlung: Sonntag, 27.10.2013, 08.35 Uhr, KiKA

Sendelänge: 15 Min.

Inhalt

Paula, Sophie, Carlotta, April, Lotti und Anna – sie sind Der Sommerclub. Die sechs Mädchen sind seit gut fünf Jahren unzertrennlich, sie kennen sich seit der ersten Klasse. Durch den Club hat „jede immer das Gefühl, jederzeit eine starke Wand hinter sich zu haben“, sagt Sophie. Jede ist für jede da, und wenn es sein muss, tröstet man sich gegenseitig. Am besten im Trösten ist April. „April ist eine super Freundin und sehr feinfühlig“ und auch sie braucht manchmal die Hilfe der anderen Mädchen. April ist mit dem Charge-Syndrom geboren. Sie ist auf einem Auge blind und hört sehr schwer, ihr Gleichgewichtssinn ist beeinträchtigt. Durch das Charge-Syndrom lernt April nicht ganz so schnell, wie andere Kinder in ihrem Alter. Sie geht zwar in die gleich Klasse, wie Paula, Carlotta und Co., lernt aber den Stoff aus der zweiten und dritten Stufe. Dass April, manchmal etwas langsamer ist oder Hilfe benötigt, macht den Sommerclub-Mitgliedern nichts aus; es ist selbstverständlich, dass jede jeder hilft. Gemeinsam sammeln sie Geld durch den Verkauf selbst gebackener Kekse und sparen für ihre Sommertour nach Bad Sarow. Jedes Jahr fahren sie gemeinsam in den Urlaub und das soll sich auch nach ihrem bevorstehenden Schulwechsel nicht ändern.

Stab

Produktion: filmbüro süd, Fenn-Eberlein GbR

Federführender Sender: ZDF

Regie: Manuel Fenn

Kamera: Manuel Fenn, Antonia Fenn

Schnitt: Antonia Fenn

Ton: Christian Lutz, Rene Zander

Redaktion: Jens Ripke

Leitung der Sendung: Eva Radlicki, ZDF

Jurybegründung

Anna, April, Charlotte, Lotti, Paula und Sophie sind der Sommerclub. Sechs beste Freundinnen in Berlin, die zusammen Zeit verbringen, Pläne schmieden und in die Tat umsetzen: basteln, backen, gemeinsam verreisen. April ist anders als die anderen Mädchen. Sie ist geistig und körperlich behindert. Und doch: Sie alle gehen zur selben Schule. Um die Mitgliedschaft im Sommerclub hat sich April selbst beworben.

So respektvoll wie unempfindlich im offenen Umgang mit Aprils Behinderung zeigt diese dokumentarische Produktion, was Inklusion sein kann: Der verständige Umgang damit, dass Menschen unterschiedlich sind, aber auch, dass jeder ganz besondere Fähigkeiten einbringen kann, die der Gruppe zugute kommen. Ein oft beschworenes Miteinander, das die jungen Protagonistinnen nicht bloß behaupten, sondern leben. Unaufgeregt und selbstverständlich.

Konsequent verzichtet „Der Sommerclub“ auf Gesten des Abenteuers, des Wettbewerbs, der Challenge und ist schon allein deswegen ein erfrischendes Stück Fernsehen. Er setzt nicht auf das große Drama, sondern auf die Größe des Alltags, besticht mit dem vermeintlich unspektakulären Gelingen. Dank einer lebendigen Filmsprache und einer Kameraführung, die es versteht, Körperlichkeit unprätentiös ins Bild zu setzten, entfaltet er ein visuelles und emotionales Tableau jenseits von Voyeurismus und vorschnellem Mitleid. 
Den Filmemachern Manuel und Antonia Fenn ist damit ein ausgesprochen liebevolles Portrait von sechs selbstbewussten Mädchen gelungen. Die Protagonistinnen dürfen selbst für sich sprechen – ohne erwachsenen Off-Kommentar. Und so ist auch die dokumentarische ZDF-Reihe „Stark!“, in deren Rahmen der Beitrag entstanden ist, angelegt: Sie stellt willensstarke Kinder bei der Bewältigung der für sie großen Herausforderungen ihres Alltags vor – die Sicht der Kinder zählt. Der Zuschnitt auf das junge Publikum regt an zur Identifikation, aber auch zum Nachdenken über eigene Erfahrungen. 
Im zweiten Jahr in Folge zeichnet der Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen ein dokumentarisches Format aus. Der bislang nur vereinzelt auftretende Dokumentarfilm für Kinder und Jugendliche kann aus Sicht der Jury bei Heranwachsenden in besonderer Weise zum Verständnis kultureller, historischer, politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge beitragen – und regt im besten Fall an zur selbstständigen Lebensdeutung und Sinnfindung.

 
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