59. Grimme-Preis 2023

Unser Sandmännchen: Recycling-Maschine

(ANDERTHALB Medienproduktion für rbb)

 

Grimme-Preis an:

Stefan Schomerus (Buch/Regie)

Tine Kluth (Animation)

 

Produktion: Matthias Bazyli

Erstausstrahlung: KiKA, Donnerstag, 23. Juni 2022, 18.50 Uhr

Sendelänge: 3:30 Minuten

 

Inhalt:

Aus alt wird neu! Seit über 60 Jahren besucht der Sandmann allabendlich Kinder in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Dabei sitzt er am Steuer innovativer Transportmobile, aus denen heraus er seinen Traumsand verstreut. 2022 sieht man in einer Spielstraße ein Mädchen mit seinem Freund in der Garageneinfahrt Basketball spielen, während ein Nachbar Müllsäcke in seine Tonnen bringt. Eine alltägliche Szene, die durch die Ankunft des Sandmanns unterbrochen wird. Er biegt in die Straße auf einem ganz besonderen Fahrzeug ein: einer Recycling-Maschine. Der Traumbringer scheint vom Nachbarn der beiden Kinder bereits erwartet worden zu sein, denn dieser wirft leere Plastikflaschen in das gelbe Gefährt. Was dann passiert, löst bei den Kindern großes Erstaunen aus. Aus gebrauchten und defekten Dingen entsteht auf Knopfdruck etwas Neues: eine Gießkanne. Dieses außergewöhnliche Mobil dient also nicht nur dem Sandmann zum Transport! Auch die beiden haben Verpackungsmüll gesammelt, aus dem nun auf Wunsch der beiden ein spezieller Elefant entsteht. Dieser entpuppt sich als zuverlässiger Spielkamerad und Begleiter der Kinder. Das Besondere dabei: Er kann mit seinem Rüssel den kleinen Jungen, der im Rollstuhl sitzt, unterstützen.

 

Begründung der Jury:

Nach über 60 Jahren erhält der Sandmann einen Grimme-Preis, und zwar für einen seiner Rahmen-Filme: Recycling-Fahrzeug. Besonders gelungen findet die Jury die Modernisierung der Animation und die Beschäftigung mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit, das hier – wie immer ohne Worte – kindlich begreifbar gemacht wird. Dieser neue Film steht im Kontext von insgesamt fünf neuen Sandmann-Folgen, die unterschiedliche aktuelle Themen aufgreifen und das Gesamtportfolio der Rahmenfilme ab 2022 ergänzen werden. Der bekannte Traumsandbringer wird in weiteren Folgen in einem Bücherbus gezeigt, trifft mit einem Solarmobil ein campendes Frauenpaar und deren Kinder, fliegt auf einer Drohne und schwingt sich in einem Hochseilgarten durch die Baumkronen.

Die liebevoll und detailgetreu umgesetzte Modernisierung und die damit verbundene mutige Innovation, von den klassischen Motiven der Kurzfilme abzuweichen, ohne dabei seinen Stil zu verlieren, überzeugte die Jury. Insbesondere bei Formaten, die sich seit Generationen an Kinder richten, stellt die Aktualisierung eine große Herausforderung dar. Denn es gilt, verklärte Erinnerungen der Elterngenerationen sowie heutige Themen und Perspektiven der Kinder miteinander gelungen zu verbinden. Die bewährte, aber künstlerisch wie inhaltlich herausragende Stop-Motion-Animation mit vielfältigen handgearbeiteten Requisiten und einem neuen Fuhrpark beweist, wie lebendig und zeitgemäß die bekannte Sendung sein kann. Dies gelingt mit Leichtigkeit und einem bezaubernden Charme, der Kinder von heute, aber auch deren Eltern gleichermaßen erreicht. Szenerie und Gestaltung sind beim Sandmann im Gegensatz zu vielen aktuellen Animationsfilmen nicht mit Details überfrachtet und lassen deshalb genügend Freiraum für die eigene kindliche Fantasie. Kindgemäßer pädagogischer Anspruch und die Auseinandersetzung mit einem gesamtgesellschaftlich wichtigen Thema werden mit bewährter Leichtigkeit und ohne erhobenen Zeigefinger umgesetzt. Im ausgezeichneten Film ist Inklusion als Selbstverständlichkeit eingebaut und somit ein Teil der erzählten Geschichte, ganz ohne „aufzufallen“. Und genau deshalb hat sich die Jury entschieden, dass gerade dieser Sandmann-Film in diesem Fernsehjahr eine besondere Auszeichnung durch den Grimme-Preis verdient.

 
Zurück