59. Grimme-Preis 2023

Queer Eye Germany

(ITV Studios Germany für Netflix)

 

Grimme-Preis Spezial an:

Leni Bolt (Host)

Avi Jakobs (Host)

Aljosha Muttardi (Host)

Jan-Henrik Scheper-Stuke (Host)

Ayan Yuruk (Host)

für die Ensembleleistung bei Queer Eye Germany.

 

Produktion: Christiane Schiek Tajima, Britta Maiwald, Thomas Hennicken

Erstveröffentlichung: Netflix, ab Mittwoch, 09. März 2022

Sendelänge: 5 Folgen, je ca. 50 Minuten

 

Inhalt:

Life-Coach Leni Bolt, Beauty-Expertin Avi Jakobs, Modeunternehmer Jan-Henrik Scheper-Stuke, Homedesigner Ayan Yuruk und Ernährungsberater Aljosha Muttardi sind die „Fab Five“ – das Ensemble von „Queer Eye Germany“, in dessen Rahmen die fünf queeren Expert:innen ihre Protagonist:innen in Sachen Bekleidung, Ernährung, Einrichtung, Kosmetik und Lebensführung beraten.

Hierbei handelt es sich um die erste internationale Adaption des amerikanischen Makeover-Hits „Queer Eye“. Die fünf Folgen des deutschen Ablegers dokumentieren unter anderem, wie ein ungeouteter Kleinstadt-Fußballtrainer, eine junge Erwachsene nach ihrer Herztransplantation und ein alleinerziehender Friedhofsgärtner queer inspirierte Hilfestellungen im Alltag erhalten und aufblühen.

 

Begründung der Jury:

Echte Empathie und Sensibilität im Ausdruck sind ein seltenes Gut auf dem Gebiet des Reality-Fernsehens. In der deutschen Adaption des US-Hits „Queer Eye“ ist genau das geglückt: Keine Effekthascherei, keine Besserwisserei und vor allem: Kein Zynismus an Orten, an denen vertrauensselige Protagonist:innen leicht hätten ausgenutzt und vorgeführt werden können. Dort, wo das Ensemble der amerikanischen Vorlage gern mit den Mitteln der albernen Verballhornung oder lautstarken Empörung über Missstände im Leben ihrer Protagonisten arbeitete und sie damit bloßstellte, gelingt in der deutschen Adaption dank eines herausragenden Casts der sensible und berührende Angang. Somit ist nicht nur das an sich königsdisziplinäre verlustfreie Übersetzen amerikanischen Entertainments ins Deutsche gelungen; vielmehr wurde hier sogar manch menschenverachtende Komponente durch eine herzerwärmende bzw. sinnstiftende ersetzt – und das Format damit deutlich aufgewertet. Nase rümpfen gibt’s nicht.

Ob nun schwarzgelbe Fußballbettwäsche, groteske Plastikdosen-Sammlungen oder der klassische Hang zum Gartenzwerg – wer, wie die Hosts, in der Vergangenheit zu Unrecht Häme und Spott erfahren musste, der verhöhnt niemanden für seine Eigenheiten, nicht mal für Spießbürgertum.

Dabei beherrschen Leni Bolt, Avi Jakobs, Jan-Henrik Scheper-Stuke, Ayan Yuruk und Aljosha Muttardi freilich nicht nur die leisen Töne, die zum gefühlvollen Vortasten in den Alltag eines fremden Menschen nötig sind, sondern vor allem auch die lauten, die das klassische „Queer Eye“ in seiner knalligen Lebensbejahung seit jeher ausmachen. Jedes einzelne Mitglied des queeren Ensembles böte Charisma-Potential für eine eigene Personality-Show, schafft es aber dennoch, diese am ehesten und im positivsten Sinne als „Selbstdarsteller-Qualität“ zu bezeichnende Begabung so zu kanalisieren und konzentrieren, dass die Protagonist:innen im Mittelpunkt der Produktion stehen und bereits deutlich vor dem Umkrempeln ihres Lebens glänzen können. Durch Bolt, Jakobs, Scheper-Stuke, Yuruk und Muttardi bekommt das Genre Makeover nun also endlich ein Makeover.

 
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