41. Grimme-Preis 2005

kiss and run (ZDF)

Adolf-Grimme-Preis an

Maggie Peren (Buch & Darstellung)

Ken Duken (Darstellung)

Annette Ernst (Regie)

Stab

Redaktion: Christian Cloos

Produktion: Stoked Film GmbH, Sebastian Popp, Robert Malzahn

Buch: Maggie Peren (Preisträgerin)

Regie: Annette Ernst (Preisträgerin)

Kamera: Sebastian Edschmid

Schnitt: Andrea Mertens

Darsteller: Maggie Peren (Preisträgerin), Ken Duken (Preisträger), Anja Herden, Hinnerk Schönemann u.a.

Sendelänge: 87 Min.

Erstausstrahlung: Freitag, 2.7.2004, 23.00 h

Inhaltsangabe

Die junge Schauspielerin Emma fühlt sich wie ein Zaungast in ihrem eigenen Leben. Sie läuft von Casting zu Casting, doch die Jobs sind rar, das Leben dümpelt so vor sich hin - die triste Frankfurter Hochhaussiedlung, in der sie lebt, weckt nicht gerade die Hoffnung auf eine glanzvolle Zukunft.
Emma jobbt in einer kleinen Videothek, träumt jedoch von der großen Filmkarriere und von ihrem Schauspieler-Idol Dominik Schwarz, dem "deutschen Robert de Niro".

Der reale Mann an ihrer Seite heißt Max. Er ist Emmas bester Freund seit Kindertagen, hängt ständig bei ihr rum und geht ihr gelegentlich ganz schön auf die Nerven - mit philosophischen Betrachtungen über Pornofilme und gespielten Selbstmordversuchen.

Christo und Malia, zwei weitere Freunde von Emma, scheinen unterdessen ihren Weg gefunden zu haben: Die Hochzeit der beiden steht vor der Tür. Doch je näher der Termin rückt, desto schlechter läuft´s - vor allem im Bett.

Leo, Emmas kleiner Bruder, hat ganz andere Probleme. Er und sein Kumpel Banu wären froh, wenn sie überhaupt erstmal Sex hätten. Mit sechzehn wird´s langsam höchste Eisenbahn, finden sie.
Während sich jeder mit seinen Plänen und Ängsten vor der Zukunft beschäftigt, sortiert Emma auch an ihrem 25. Geburtstag in der Videothek frustriert die Kassetten und findet Trost bei ihrem Freund Max: Es stehen nämlich eine Menge guter Filme im Regal und trotzdem schaut sie sich keiner an, philosophiert Max - und Emma stellt endlich fest, dass sie manchmal ganz aus Versehen glücklich ist und zwar immer dann, wenn Max in der Nähe ist.

Begründung der Jury

Dies ist ein Film über Zukunftsängste und Glück, über Tristesse und Alltagsträume, über das Selbstsein und das Rollenspielen, über das Jungsein jenseits der Spaßgesellschaften, ohne dabei den Spaß am Jungsein zu verlieren. Er ist frisch und unprätentiös erzählt und inszeniert, hat witzig-freche Dialoge, eine ironisch-beobachtende Kamera mit einer teilweise intimen Nähe zu den Figuren (Kamera: Sebastian Edschmid).
Da gibt es bemerkenswerte Montagen (Schnitt: Andrea Mertens) und witzige Bildfolgen. Der "Straßenphilosoph" Max (Ken Duken) drängt sich mit seinen z.T. skurrilen Sprüchen ebenso in unser mediales Gedächtnis wie die Hauptdarstellerin (Maggie Peren) durch ihr Spiel mit dem Spiegel und den Telefonaten mit Casting-Agenturen und dem "deutschen Robert de Niro".

Die Regisseurin Annette Ernst, die bereits mit preisgekrönten Kurzfilmen auf sich aufmerksam gemacht hat, hat mit ihrem Spielfilm-Debüt mehr als nur ein Achtungszeichen gesetzt, sie hat ein Beispiel dafür geliefert, wie junges und erfolgreiches Kino und Fernsehen in Deutschland aussehen könnte, wenn es denn zielstrebig ge- und befördert würde.

"kiss and run" ist nämlich auch ein Beispiel für die "langen Wege" von Stoffen und Produktionen durch die deutschen Filmförderungs- und Distributionssysteme: Das im Jahr 2000 ausgezeichnete Drehbuch erhielt 5 Produktionsförderungen, so dass der Film bereits auf den Hofer Filmtagen im Jahr 2002 seine Festivalkarriere beginnen konnte. Die Premiere als TV-Film erfolgte beim Fernsehfilmfest Baden-Baden im November 2003, die ZDF-Ausstrahlung im Juli 2004!

Der zweite Spielfilm in der Regie von Annette Ernst: "Mein bester Freund, meine Mutter und ich" war übrigens bereits im vergangenen Jahr für den Grimme-Preis nominiert. So viel zum Thema "Produktionskarrieren" in Kino und Fernsehen.

 
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