52. Grimme-Preis 2016

Club der roten Bänder (VOX)

Grimme-Preis an

Arne Nolting (Buch)

Jan Martin Scharf (Buch)

Tim Oliver Schultz (Darstellung)

Gerda Müller (Produktion)

Jan Kromschröder (Produktion)

Produktion: Bantry Bay Productions

Erstausstrahlung: ab Montag, 09.11.2015, 20:15 Uhr, VOX

Sendelänge: 10 Folgen, je 46'

Stab

Buch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf

Regie: Richard Huber, Felix Binder, Andreas Menck, Sabine Bernardi

Kamera: Robert Berghoff

Schnitt: Knut Hake

Ton: Eric Rueff

Darsteller: Tim Oliver Schultz, Damian Hardung, Ivo Kortlang, Timur Bartels, Nick Julius Schuck, Luise Befort

Redaktion: Bernd Reichart

Producer: Frauke Neeb, Tobias Ketelhut

Produzenten: Gerda Müller, Jan Kromschröder

Inhalt

Leo, Jonas, Emma, Alex, Toni und Hugo führen ein besonderes Leben: Die Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren verbringen eine lange Zeit im Krankenhaus. Dem an Krebs erkrankten Jonas soll ein Unterschenkel amputiert werden. Er wird der neue Zimmernachbar von Leo, der ebenfalls Krebs hat. Sie beschließen, dass Jonas unbedingt eine Abschiedsparty für sein Bein feiern muss. Doch zu einer echten Party gehört auch ein Mädchen – und da kommt für Leo nur Emma in Frage, die auf einer anderen Station wegen ihrer Essstörung behandelt wird. Neben Jonas wird noch ein weiterer neuer Patient aufgenommen: Es ist Alex, der auf dem Schulhof nach einer Herzattacke zusammengebrochen ist. Er kommt auf ein Zimmer mit dem kleinen Hugo, der schon seit zwei Jahren im Koma liegt. Zwischen Rollstuhl-Rennen und Operationen entsteht unter den jungen Patienten eine tiefe Verbundenheit. Die kranken Teenager leben zwar im Hospital, aber entwickeln dort ihren eigenen, faszinierenden Kosmos. Die ungleichen Charaktere legen sich als Erkennungszeichen ihre roten OP-Armbänder an und gründen den „Club der roten Bänder“. Als Team erleben sie im Krankenhaus nicht nur viele Abenteuer, sondern auch wahre Freundschaft und unglaubliche Lebensfreude.

Begründung der Jury

Leo: „Du siehst ja aus, als hättest du 10, 20 Gramm zugenommen – nicht, dass Du den Mädchen auf der Station noch alles wegfrisst.“
Emma: „Vielen Dank, ihr Krüppel seid echt charmante Typen.“ 
Leo: „Ja, wir sind nur immer so ein bisschen… unausgeglichen.“
Von entwaffnendem Charme und Galgenhumor wie diesem lebt die Serie. Sie lassen einen mitunter vergessen, dass es hier um schlimme Krankheiten und um tragische Schicksale von jungen Menschen geht, denen der größte Teil ihres Lebens eigentlich noch bevorstehen sollte. Die Dramedy, die auf den wahren Erlebnissen von Albert Espinosa basiert, findet stets einen ganz besonderen Ton: positiv, optimistisch, lebensbejahend. „Club der roten Bänder“ ist anders als gewöhnliche Medical-Serien: Ärzte, Pfleger und sonstige Erwachsene spielen nur Nebenrollen, im Zentrum stehen konsequent die sechs jugendlichen Hauptfiguren mit ihren bewegenden Geschichten. Auf einen Fall der Woche verzichtet die Serie. Stattdessen erlebt der Zuschauer ein Drama, das von einer Sekunde auf die nächste herzergreifend komisch und dann wieder so tragisch ist, dass man es am besten mit dem Etikett der emotionalen Achterbahnfahrt beschreiben kann. Plötzlich lacht man über Krebs und bangt um einen furchtbar unsympathischen Snob. Die beiden Autoren Arne Nolting und Jan Martin Scharf sowie die beidenProduzenten Gerda Müller und Jan Kromschröder haben eine sehr eigenständige Adaption des katalanischen Originals „Polseres Vermelles“ geschaffen: Manche Charaktere wurden ausdifferenziert, Erzähltempo und -rhythmus auf ein neues Niveau gehoben. Dabei fällt vor allem das Gespür fürs richtigeTiming wohltuend auf – sowohl in den geschriebenen Dialogen als auch im Spiel des aus Tim Oliver Schultz (Leo), Damian Hardung (Jonas), Luise Befort (Emma), Ivo Kortlang (Toni), Timur Bartels (Alex) und Nick Julius Schuck (Hugo) bestehenden Ensembles. Mit diesen Zutaten gelingt „Club der roten Bänder“ etwas im Fernsehen mittlerweile selten Gewordenes – echtes Family Entertainment im besten Sinne, das Eltern mit ihren Kindern anschauen können und das tatsächlich Generationen vor dem Fernseher vereint hat. Als erste eigenproduzierte Fiction-Serie von VOX war „Club der roten Bänder“ für den Sender wie auch für die junge Produktionsfirma Bantry Bay ein durchaus mutiges Unterfangen. Obwohl sie vielen konventionellen Gesetzen des deutschen TV-Markts widerspricht (horizontale Erzählung, tödliche Krankheiten, keine erwachsenen Hauptfiguren), haben die Macher mit viel Herz und Einfühlungsvermögen den verdienten Publikumserfolg geerntet. Neben der TV-Quote erreichte auch der Social-Media-Buzz ungeahnte Höhen, weil viele Menschen tief berührt waren und den wunderbaren Impulsen zur Anschlusskommunikation folgten.

 
Zurück