große Bandbreite an Formen, Inhalten und Handschriften

Die Preisverleihung

„Auch der Jubiläumsjahrgang bietet herausragende Fernsehproduktionen mit einer großen Bandbreite an Formen, Inhalten und ganz individuellen Handschriften“, so Grimme-Direktor Uwe Kammann auf der heutigen Pressekonferenz in Düsseldorf. Bemerkenswert sei ein deutlicher Akzent auf Gegenwartsthemen, sowohl bei der Fiktion als auch bei den Informationssendungen. Insgesamt werden in den drei Wettbewerbskategorien Fiktion, Information & Kultur sowie Unterhaltung zwölf Preise für modellhafte und vorbildliche TV-Produktionen vergeben.

Fünf Produktionen werden im Wettbewerb Fiktion ausgezeichnet. „Eine mörderische Entscheidung“ (NDR/ARTE) zeichnet die Ereignisse einer Septembernacht 2009 nach, in der Bundeswehr-Oberst Georg Klein den Befehl zu einem Angriff auf zwei Tanklaster gab, bei dem zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Ausgezeichnet werden Hannah Ley für das Drehbuch, Raymond Ley für Drehbuch und Regie sowie Matthias Brandt für die Darstellung.

Für ihre Leistungen in „Grenzgang“ (WDR/NDR), einem Film über die Beziehung zweier Menschen in der hessischen Provinz, erhalten Autorin Hannah Hollinger, Regisseurin Brigitte Maria Bertele, Szenenbildner K.D. Gruber sowie die Darsteller Claudia Michelsen und Lars Eidinger eine Grimme-Trophäe. Weitere Auszeichnungen gehen an Autor Martin Ambrosch, Regisseurin Sabine Derflinger sowie die Darsteller Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer für ihren Film „Tatort: Angezählt“ (rbb/ORF), der den Tod einer Bulgarin im Wiener Prostituierten-Milieu thematisiert.

Holger Karsten Schmidt (Buch), Stephan Wagner (Regie), Zazie Knepper (Szenenbild) sowie Ronald Zehrfeld und Florian Panzner (Darstellung) werden für „Mord in Eberswalde“ (WDR) ausgezeichnet. Der Film erzählt den Fall des Sexualstraftäters und Kindesmörders Erwin Hagedorn in der DDR. Für die Echtzeit-Serie „Zeit der Helden“ (SWR/ARTE) erhalten Beate Langmaack (Buch), Kai Wessel (Regie), Volker Heise, Thomas Kufus, Martina Zöllner (Idee und Konzeption) sowie Julia Jäger und Oliver Stokowski (stellvertretend für das Darsteller-Ensemble) den Grimme-Preis.

Für Grimme-Direktor Uwe Kammann liefern die ausgezeichneten Filme den Beleg dafür, „dass auch und gerade über intensives fiktives Erzählen bedrängende gesellschaftliche Fragestellungen erhellt und existentielle Situationen in glaubwürdiger Verdichtung dargestellt werden können.“

In der Kategorie Information & Kultur wird Katrin Rothe für ihren Film „Betongold“ (rbb/ARTE) ausgezeichnet, in dem sie ihre eigenen Erfahrungen über den Verkauf eines Berliner Mietshauses schildert. Martin Sonneborn („Weltretter“), Susanne Müller (Regie/Produktion) und Andreas Coerper (Idee, Buch, Regie) bekommen einen Grimme-Preis für die satirische Reportage-Reihe „Sonneborn rettet die Welt“ (ZDF/ZDFneo). Für die filmische Auseinandersetzung mit psychisch kranken Tätern im Maßregelvollzug im Dokumentarfilm „Restrisiko“ (BR) erhalten Autorin und Regisseurin Katrin Bühlig sowie Produzentin Dagmar Biller eine Auszeichnung.

Für „The Voice of Peace“ (NDR), einem Film über den Friedensaktivisten Abie Nathan, werden Autor und Regisseur Eric Friedler sowie Cutterin Andrea Schröder-Jahn ausgezeichnet. Einen Grimme-Preis erhalten ebenfalls Carmen Losmann (Buch/Regie) und Dirk Lütter (Kamera) für die Produktion „Work Hard – Play Hard“ (ZDF/ARTE), in der sie in die heutige Arbeitswelt eintauchen, die von einem ständigen Optimierungsgedanken gekennzeichnet ist.

Grimme-Direktor Uwe Kammann: „Wir finden bei den Dokumentarfilmen beste Beispiele dafür, wie hervorragende Autoren mit sehr unterschiedlichen Ansätzen ihren Themen prägnante Konturen geben können, von spielerischen und satirischen Formen bis hin zu strenger Zurückhaltung, die gerade wegen der Reduktion der Mittel eine eindrückliche und nachhaltige Wirkung erzielt.“

Im Wettbewerbskontingent Unterhaltung erhalten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf einen Grimme-Preis für die Konzeption und Moderation der Late-Night-Show „Circus HalliGalli“ (ProSieben). Namentlich ausgezeichnet werden darüber hinaus auch Matthias Schulz und Philipp Käßbohrer (Produktion) sowie Jan Böhmermann (Moderation/Autorenschaft/Produktion) für das Format „NEO MAGAZIN“ (ZDF/ZDFneo).

„In der Unterhaltung ist bei den ausgezeichneten Formaten die Ähnlichkeit in einer ganzen Reihe von Punkten auffällig“, erklärte Kammann. „So setzen sie auf Grenzüberschreitungen und Unberechenbarkeit, sie wollen verblüffen und in schönster Systematik ganz schräge Elemente vermischen, zum großen Spaß eines Ironie-verliebten Publikums.“

Der Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen geht in diesem Jahr an Manuel und Antonia Fenn für die Produktion „stark! Der Sommerclub. Für immer Freundinnen“ (ZDF), die das Thema Inklusion ganz persönlich erfahrbar macht. 

Der Publikumspreis der Marler Gruppe geht an Eric Friedler und Andrea Schröder-Jahn für „The Voice of Peace“ (NDR), die ebenfalls mit einer Grimme-Trophäe im Wettbewerb Information & Kultur ausgezeichnet werden. Alexa Karolinski erhält das Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst für „Oma & Bella“ (RB), einem Film über zwei alte, in Berlin lebende jüdische Freundinnen mit großer Kochleidenschaft und Lebensfreude.

Dem Programmformat „Tatort“ hat der Stifter des Grimme-Preises, der Deutsche Volkshochschulverband, in diesem Jahr die Besondere Ehrung für dessen über vier Jahrzehnte anhaltende herausragende Rolle im deutschen Fernsehen zugesprochen.

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